Stellen sie sich bitte einmal vor, Sie hätten Sprechverbot. Hier, in unserer Kirche, deren besonderer Flair sich auch darin zeigt, dass wir fröhlich miteinander umgehen, dass wir zeigen, wie wir uns freuen uns zu sehen, wo wir in der Kommunikation miteinander zeigen, wie sehr wir das genießen werden, was gleich auf uns zu kommt – ein Gottesdienst in Wort und Musik, in Offenheit, nicht wie ein stocksteifer Ritus, bei dem der oder die da vorne am Altar das Sagen hat und wir folgen ehrfürchtig. Und stumm.
Pause.
Und nun möchten wir Sie einladen, genau das zu tun, was weiter oben gerade als nicht erstrebenswert gegeißelt wurde. Sie sind herzlich eingeladen, in der Adventszeit einmal pro Woche, beginnend mit dem 2. Dezember, immer am Donnerstag um 18:00 Uhr in unsere Kirche zu kommen und Musik zu hören. Aber – eben schweigend. Vom Betreten des Raumes, bis nach dem Verlassen – Schweigen.
Schaffen Sie das? Natürlich schaffen Sie das. Und Sie werden etwas feststellen: Die Musik wird eine ganz neue, vielleicht ungewohnte Empfindung in Ihnen auslösen. Aber keine Angst – eine unangenehme Empfindung wird es nicht sein.
Wir werden sogar die Kirche möglichst im Dunkel halten, nur einige wenige Kerzen geben gerade genug Licht, damit Sie nicht stolpern und doch einen Sitzplatz finden. Der Sehsinn soll möglichst wenig zu tun haben, damit sich der Hörsinn schärfen kann. Es wird etwas auslösen in Ihnen – freuen Sie sich darauf.
Und wenn Sie dann die Kirche verlassen haben, ja dann – aber das überlassen wir Ihnen.
Rainer Abraham